Aldi und das Billigfleisch

Seit Tagen sehe ich auf Facebook immer wieder einen wütenden Aufschrei zu einem unschlagbaren Dumpingangebot für Fleisch. (http://wize.life/themen/kategorie/buergerhilfe/artikel/57943/zum-kotzen---aldi-will-nicht-dass-ihr-diesen-facebook-kommentar-ueber-ihr-discounter-fleisch-lest) Das Entsetzen ist richtig, aber ob Aldi da allein ist?

Beworbene Angebote werden tatsächlich zum Einkaufspreis oder darunter verkauft und durch andere Produkte quersubventioniert (sogenannte Lockangebote). Aldi als eine der mit Abstand größten deutschen Handelsketten kann gleichzeitig von den Großhändlern Warenmengen abnehmen und dadurch Preisverhandlung mit Möglichkeiten führen, die die Märkte für die bessere Bevölkerung nicht haben. (Zum Beispiel beziehen sie den Kaffee von denselben Lieferanten wie Jacob's).

Ich plauder mal aus dem jahrelangen Erfahrungsnähkästchen: "Bio-Eier" bei der Rewe z.B. bedeutet, dass die Flächen der Lieferanten zusammengerechnet und dann der Durchschnitt so lange hochgerechnet wird, bis dieser bei "artgerecht" angekommen ist. Bei einer Packung Bio-Rewe-Eier hat der Kunde also bei jedem weich- oder hartgekochten eine Chance von 1:10 oder 1:12, tatsächlich ein artgerecht gelegtes Ei zu konsumieren.

"Bio" ist zudem kein geschützter Begriff, drauf schreiben kann ich das immer und überall. Geschützt sind nur das bundesdeutsche und das europäische Biosiegel, die aus diesem Grund kaum zu finden sind. Ein eigenes "Siegel" oder eine eigene "Biomarke" wird eingeführt, wenn die Kriterien für die staatlichen Siegel nicht erfüllt werden.

Im Übrigen, wieder Nähkästchen, bieten die Discounter wie Aldi oder Lidl immer noch Übernahmegarantien für Auszubildende und Festanstellung, setzen nicht systematisch Studentinnen für (mittlerweile) 8,50€ als "Hilfskassiererinnen" auf 450€-Basis ohne Kranken- und Sozialabgaben hinter die Kasse oder holen sich, wie z.B. die auf zahlungskräftige Wohlfühlkundschaft, die für's gute Gewissen gern mal ganze 2€ mehr hinblättert, spezialisierte Rewe, gleich nur Leiharbeiter*innen (mich zum Beispiel, seinerzeit, vor etwa 8 Jahren, für 4,20€/Stunde [Thüringen]. Was immer noch besser war als bei Spar [3,50]). Aldi und Lidl haben bundeseinheitliche Tarifabschlüsse - besonders im Osten ein Traumjob - während Rewe und Edeka als "Genossenschaften" fast jeden Markt als "unabhängiges Unternehmen" führen. Rewe wirbt damit, mit die besten Tarifabschlüsse der Branche zu haben. Der Witz dabei: Sie haben ja auch kaum eigene Mitarbeiter.

Der Gedanke "Das war teuer, das muss halbwegs fair sein" hat seit Jahrzehnten Methode. So dass etwa H&M betreffend Produktionsbedingungen Klassenprimus der Textilbranche ist - jedenfalls unter den Großen (was für die Arbeiter und Arbeiterinnen in Indien und Pakistan sicher alles andere als das Paradies ist, aber immerhin), Primark bewegt sich noch im ordentlichen Mittelfeld - Carharrt liegt in den Rankings schon weit hinten und Fred Perry lässt sich dies betreffend erst gar nicht in die Bücher schauen.

Die Bedingungen, unter denen Tiere in Deutschland "produziert" werden, sind abstoßend - darum bin ich Vegetarier. Aber meint ihr, Aldi kauft wo anders ein als Kaufland, Real oder Edeka; oder, dass letztere einfach nur mehr Profit machen..?