Ich habe über 20 Jahre lang (vom 9. Lebensjahr bis zum 30. Lebensjahr) Methylphenidat genommen. Ich kann nicht erkennen, ich welcher Form mir das hinsichtlich Geist und Psyche geschadet hätte. Abseits davon war es mir nur durch diese Medikation möglich, mein Einser-Abitur und den Abschluss meines Studiums zu erreichen. Ohne diese Medikation wäre ich möglicherweise vorher als “Penner” auf der Straße gelandet. Leider werden bei solchen Themen ja schnell (Vor-)Urteile und Beurteilungen gefällt anhand von Hörensagen, oder weil irgendwer mal irgendwas in der Richtung gesagt hat. Ich hatte gehofft, man wäre in diesem Land da mittlerweile doch etwas weiter.
Was diese ganze Hirndoping, Neuro-Enhancement,-Gespensterdebatte angeht, diese wird ja vor allem in der linken Hälfte des politischen Spektrums gerne aufgegriffen und für pauschale Kapitalismus-Kritik verwendet, nach dem Motto: “Die Mama von dem ADHS-Kind, die will halt zu viel vom Leben und wenn sie nicht ihre 3 Nebenjobs gleichzeitig machen würde, um sich die 3-malige Urlaubsreise pro Jahr zu finanzieren, dann hätte sie auch wieder mehr Zeit für das ADHS-Kind und das ADHS-Kind bräuchte dann kein Ritalin mehr.” Zuwendung statt Ritalin. Ja, schön, wenn es so einfach wäre. Solche ad-hoc Verurteilungen, die kamen in der Vergangenheit oft gerade von linksliberalen Journalisten wie Guido Bohsem von der Süddeutschen, die einer wohlhabenden städtischen Elite bzw. Münchener Schickeria angehören und die sich im Gegensatz zu den allermeisten Familien in Deutschland tatsächlich eine 3-malige Urlaubsreise im Jahr leisten können.
Es wir letztendlich bei dieser Gespensterdebatte um Hirndoping das komplexe Thema ADHS und Ritalin (und um nichts anderes geht es dabei, Modafinil ist sehr nachrangig und dient nur als Alibi, um zu verschleiern, dass es nur um Ritalin geht) vermischt mit pauschaler Kapitalismus-Kritik.
Der Song ist wohl holländisch. Musikalisch gesehen Respekt davor, inhaltlich: na ja. Wie gesagt, ohne die frühzeitige Medikation beginnend mit ca. 9 Jahren bis 30 wäre ich vorher möglicherweise als Kiffer, Junkie oder Penner unter der Brücke gelandet... und bei unseren Zeitgenossen von unter der Brücke sind mit Sicherheit viele Betroffene mit ADHS drunter die von einer frühzeitigen Therapie mit Methylphenidat profitiert hätten.
Ich denke auch, dass in der ADHS-Kritik einfach die Ebenen nicht eingehalten werden. Gesellschaftskritik bzw. Fragen rund um kindgerechtes Leben haben erstmal wenig mit Methylphenidat und Neuropsychologie zu tun. Und wenn man schon Verbindungen zieht, dann sollten das Leute versuchen, die sich mit Statistik bzw. Wissenschaft ein ganz klein wenig auskennen. Und nicht aus eigener "Lebenserfahrung" des Einzelfalls nun auf alle ADHSler schliessen. Das nervt.
Will ja nicht sagen das es ganz ohne Medikamente geht und das sie nicht helfen den das tun sie ja ;)
Habe mich vielleicht auch etwas falsch ausgedrückt dabei.
Will aber auch sagen nicht jeder reagiert gleich.
"Zuwendung statt Ritalin" ja schön wärs wenns wirklich so einfach wäre, kann aber auch nachhinten los gehen.
Hmmm wie bring ich das nun das geschriebene so rüber wie ich es aber auch meine.
Wird bei meinen schreibstill wahrscheinlich nicht funktionieren.
Probiere es trotzdem so gut wie möglich.
Hab ja geschrieben nicht mit Medikamenten vollstopfen.
Soll nicht heißen das man sie garnet geben soll sondern wirklich dann so wie sie gebraucht werden.
Will dich auch nicht verurteilen das steht mir auch bei weiten nicht zu und auch keinen anderen Menschen, wenns dir geholfen hat ist auf jedenFall mal super für dich.
Wie viel Alternativen gibt und auch die Medizin wird sich weiter entwicklt haben die letzten paar Jahren hoffe ich zumindest.
Du kannst aber auf jedenfall auch Beitragen das auch andere die vielleicht nicht betroffen sind oder (noch) nicht so viel Wissen die Seite besser kennen lernen und somit auch Aufgeklärt wird.
Ob sich die medikamentöse Behandlung wirklich weiter entwickelt ? Ich bin da skeptisch. Aber im Umgang mit den ADHS-Besonderheiten und dem Erkennen muss sich was tun. Das habe ich letzte Woche in meiner Klinik selber gemerkt. Ich hatte geschätzt, dass 20 Prozent meiner Patienten ADHS haben dürften. Bei ca 54 Patienten wären das so Pi mal Daumen 11. Erst dachte ich, dass ich davon höchstens die Hälfte identifiziere. Aber sie kommen doch aus ihren Löchern, wenn man so genauer schaut. Ich bin aber überrascht, wie versteckt sie erst bleiben. Bis man es aktiv anspricht. Sie wissen meist nicht, dass es ADHS heisst. Aber sie wissen, dass sie anders als die Anderen sind. Da muss sich was tun.