„Man kann nicht nicht kommunizieren.“ (Paul Watzlawik)
Im Folgenden wird der Leser mit einer wissenschaftlichen Ausarbeitung aus dem Bereich der Sprach- und Kommunikationswissenschaft konfrontiert. Der Text wird dreiteilig dargeboten, dabei auf die Aspekte Teamentwicklung, kommunikative Kompetenz und Feedback in stark komprimierter Kompaktheit eingegangen.
Es ist der Verfasserin bewusst, dass mit Entwicklung der Möglichkeit des elektronisch basierten Austauschs durchaus ein Paradigmenwechsel im Bereich der zwischenmenschlichen Kommunikation stattgefunden hat, dennoch ist sie der Meinung, dass bestimmte Manifeste weiter als Grundbedingung bestehen. So wurde beim Verfassen auf das Durchsuchen neuerer Quellen im Internet verzichtet und auf sich im heimischen Bücherregal befindende Literatur zurückgegriffen.
Eine meinungsfreie Distanz wird während der Ausführungen gewahrt, der Text darf aber zur Meinungsbildung sowie zur Schlussfolgerung aufgrund von erkannten Parallelen auf dieser Internetplattform dienen.
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Kommunikative Kompetenz
Während der Teamentwicklung und der Teamarbeit, der gemeinsamen Projektplanung und des gemeinsamen Handelns bedarf es eines steten Meinungsaustausches, um die Teamarbeit voranzubringen, Tätigkeiten vorzubereiten, zu reflektieren und zu revidieren sowie gegebenenfalls Probleme zu lösen - befriedigende Einigungssituationen herzustellen (vgl. Feuser et al. 1987, 169). Die Teampartner müssen interagieren und kommunizieren, wobei sich dem niemand entziehen kann, denn jedes Verhalten einer Person hat Mitteilungscharakter, „man kann nicht nicht kommunizieren“ (Watzlawick et al. 1990, 53).
Dazu bedarf es einer kommunikativen Kompetenz, die jeder Mensch als Fähigkeit, Mitteilungen kontextangemessen zu produzieren und zu verstehen, in einer individuellen Ausprägung besitzt, deren einer Teamarbeit zugute kommenden Entwicklung jedoch nicht jeder sein Eigen nennen kann. Dies liegt daran, dass die menschliche Kommunikation einen sehr komplexen Vorgang darstellt, deren spezifische Komponenten individuell erlernt werden.
Die Kommunikation beinhaltet nicht nur formale Gesichtspunkte, das wechselseitige En- und Dekodieren von Nachrichten über vereinbarte Zeichen durch Sender und Empfänger, sondern verfügt auch immer über einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt. Der Inhaltsaspekt vermittelt Informationen, der Beziehungsaspekt verdeutlicht, wie diese aufzufassen sind. Er definiert den interpersonellen Umgang, z.B. grundsätzliche Kommunikationsbereitschaft, Entgegenbringen von Aufmerksamkeit, aufeinander eingehen Können, und ist gleichzeitig Ausdruck der eigenen Persönlichkeit, indem er, auch durch unbewusste Signale, z.B. emotionale Zustände oder Charaktereigenschaften preisgibt.
Gerade die Beziehungsebene stellt im kommunikativen Austausch im Team eine wichtige Komponente dar, denn sie ist der Ursprung vieler Missverständnisse, wenn inhaltliche und beziehungsbezogene Aspekte einer Mitteilung nicht miteinander in Kongruenz stehen. So können beispielsweise sachlich gemeinte Rückmeldungen zum Vorwurf werden, nicht deutlich ausgesprochene Empfindungen einem Problem gegenüber den Anschein erwecken, dass alles in Ordnung sei. Das Teammitglied muss also lernen, Inhalte seiner Aussage mit dazu passenden nonverbalen Elementen seiner Sprache (z.B. Tonfall, Akzentuierung, Blickkontakt etc.) unmissverständlich zu verknüpfen und umgekehrt emotional bewegende Kommunikationsanlässe eindeutig zu kodieren.
Letzteres ist bei einer rein schriftlichen kommunikativen Auseinandersetzung eine von Wenigen beherrschte Kompetenz, die ein sachliches, neutrales Nachfragen bei vermuteten Missverständnissen beim Gebrauch der Schriftsprache unabdingbar macht.
Voraussetzung für eine adäquate, den Beziehungsaspekt berücksichtigende Kommunikation im Team ist Offenheit, die Bereitschaft, sich selbst und seine eigene Meinung unverdeckt darzustellen. Dies gilt auch, oder gerade, für die Rolle des Nachrichtenempfängers. So neigen z.B. Personen mit einem geringen Selbstbewusstsein dazu, harmlose, sogar akzeptierende Botschaften als Bestätigung ihres negativen Selbstbildes auszulegen. Solch ein Empfinden muss ausgeschaltet oder aber deutlich angesprochen werden. Es ist stets notwendig, Rückmeldungen zu geben und diese auch anzunehmen. In diesem Zusammenhang kann von der Notwendigkeit des Erwerbs einer Feedbackkultur gesprochen werden.
Literatur
- Chriddi: Über Teams, Kommunikation und Feedbackkultur - Teil 1: Teambildung
- Feuser, G., Meyer, H.: Integrativer Unterricht in der Grundschule. Ein Zwischenbericht. Jarick Oberbiel 1987
- Rosenstiel, L. v.: Das „gute“ Team: Spannungsfeld zwischen Autonomie, Kooperation und Führung. In: Opp, G. (Hrsg.): Focus Heilpädagogik - „Projekt Zukunft“. München 1996, S. 380-391
- Schley, W.: Teamentwicklung in Integrationsklassen. In: Schley, W. et al. (Hrsg.): Integrationsklassen in Hamburger Gesamtschulen. Hamburg 1989
- Schulz von Thun, F.: Miteinander reden. Störungen und Klärungen. Leck 1993
- Watzlawick, P., Beavin, J. H., Jackson, D. D.: Menschliche Kommunikation. Formen, Störungen, Paradoxien. Bern/Stuttgart/Toronto 1990
In diesem Sinne:
möchte ich dir sagen, meine liebe Christiane, dass aus meinem Blickwinkel der Sprachwissenschaftlerin, ich es begrüße, wie sinnvoll reduziert und sprachlich galant du diese Thematik dargestellt hast. Diese Einleitung alleine war das schönste, was ich seit Tagen gelesen habe! Und ich freue mich, dass du dich nur auf die "alten Medien" beschränkt hast, da diese in Zeiten des Internets leider zu häufig verkannt werden, da sie vermeintlich nicht aktuell wären. Doch besonders bei einem solchen Thema gibt es nicht allzu häufig Änderungen, als dass die handfeste Literatur missachtet werden dürfte!
Liebe Grüße in den Norden, hab ein schönes Wochenende!
☀️❤️
Danke für diese tolle Rückmeldung, liebe Melanie!
Ich bin ganz gerührt, fast sprachlos. Aber das macht nichts, manchmal bedarf es ja gar keiner Worte mehr, wenn die Kommunikation stimmt :-))
Ich wünsche dir/euch ein wunderschönes Pfingstwochenende und einen tollen Urlaub!
Bis bald, ganz liebe Grüße,
Chriddi
Dankeschön, dir auch!
Behauptet meine Frau auch immer.
Stimmt nicht.
Wenn ich auf dem Sofa sitze und an die Decke starre kommuniziere ich nicht, auch nicht, wenn sie ins Zimmer kommt oder neben mir sitzt. Ich sitze einfach nur da, sozusagen im Stand-by-Modus.
Oh, wenn mein Mann in diesem Modus ist, sagt mir das 'ne ganze Menge.
Zum Glück sieht er beim an die Decke Starren nicht, wie ich die Augen verdrehe. Mein tiefes Durchatmen versuche ich auch zu vertuschen. Dann denkt er, ich kommuniziere nicht. Tschä, fairerweise müsste ich "Wolltest du nicht seit drei Tagen den Rasen mähen?" direkt fragen. Aber das gibt ja auch wieder Ärger... Wie man's macht...
Mehr dazu morgen mit den neun goldenen Feedbackregeln.
Leroy, wenn Du denkst, daß Du nicht kommunizierst, heißt das nicht, daß Du nicht doch kommunizierst!
Selbst dann, wenn Du es nicht willst, tust Du es.
Achso, den wichtigen Eingangssatz stelle ich hinten dran:
Es hängt natürlich zu 100% davon ab, wer mit wem kommuniziert. Also "Mann mit Frau" oder "Frau mit Mann" oder "Kumpel mit Kumpel". Da kommen bei ansonsten exakt identischem Kommunikationsverhalten sehr unterschiedliche Ergebnisse heraus. :)
Beim Wort denken muss ich immer an Detti denken. Denn der sagt (=Kommunikation in verbalster Reinform) immer:
Hat auch irgendwie was mit Waclawick zu tun, oder?
Genau wegen dieser vielfältigen Nuancen kann Kommunikation so spannend sein!
Aber irgendwie geht uns hier die Ernsthaftigkeit abhanden. Womöglich zum Verdruß von @Chriddi, die dann mit uns kommuniziert. Lieber nicht riskieren...
Och, das ist in der Regel nicht schlimm, zumal ich mich doch augenscheinlich zumindest theoretisch ganz gut mit der Materie auskenne und immer bemüht bin, meine Kommunikationspartner und mich selbst zu hinterfragen.
Solange der Leroy aus dem Herrn Watzlawik keinen Wadenwickel macht. Naja, vielleicht würde ich selbst das verstehen...
So Loriot-Trickfilm-mäßig also? :)
Ohne die nonverbalen Anteile wäre ich hier völlig aufgeschmissen.
Hört sich doch das hier unsauber mit Guarani Touch gemischtem Wort für Huhn für mich genauso an, wie die Bezeichnung für gefüllte Kreppel (zumindest kann man dieses mit verschiedensten Füllungen bestückte Gebäck damit vergleichen) an. Aber auch nur je nach Geprächsteilnehmer.
Hast du dich mit dem Strassenverkäufer auf ein "Wort und dessen Betonung geeinigt", kann das bei der Bäckerei-Tante schon zu einem Schmunzeln führen, wenn ich in "ihren Ohren" nach Hühnern frage.
Umgekehrt erntete ich fragende Blicke vom Nachbarn, als ich ihm mitteilen wollte, dass die beiden Krapfen, die er sucht, nicht verschwunden sind, sondern zwischen meinen Hecken einen geeigneten Nistplatz geschaffen haben. Würde ich ihm nicht ins Gesicht sehen können, um zu erkennen, wann sich durch die versuchten Umschreibungen mit Unterstützung von Händen und Füssen, das große Fragezeichen in seinem Gesichtsausdruck in ein "Aha! jetzt hab ichs! Ausrufezeichen" verwandelt, dann hätte ich ziemlich verkackt.
Und das ist nur ein Beispiel von sehr vielen. Das lediglich Geschriebene lassen wir mal ganz weg. Kann doch ein simpler Zwinkersmilie durchaus sehr viele Bedeutungen haben. Sowohl beim Absender, als auch beim Empfänger.
Zum Glück wird ja die Anzahl der Emotions-Emojis immer vielfältiger. Das dürfte die Trennungs-Quote via SMS ziemlich drücken :)
Ich bin dir sehr dankbar, dass du am Beispiel von Fremdsprachen darstellst, wie bereits kleine Unterschiede in der Betonung die semantische Bedeutung eines Wortes verändern. Oh Mann, wie sieht es eigentlich aus, wenn du einen Anruf erhältst, deine Krapfen seien abholbereit und du mit ein paar Hühnerkäfigen in der Bäckerei erscheinst?
Weiter glaube ich, dass eine Trennung bevorsteht, wenn der Frau gewahr wird, mit was für einem Kerl sie zusammen ist, der im Gebüsch nach Krapfen sucht.
Ich hoffe ja immer noch, dass man mich auch ohne Emojis verstehen kann...
Vermutlich würde ich nicht in der Bäckerei, sondern an der Tankstelle warten, weil sich auch dort ein Verständigungsfehler mit dem neuen Gesprächspartner bezüglich der Örtlichkeit eingeschlichen hat :)
👍
😂